Florian Zimmermann schaffte die Herausforderung von über 30 Kilometer und 1500 Höhenmetern in knapp dreieinhalb Stunden.

SALCHING.Ob Powerman vor der Haustür oder die Eishölle von St. Englmar: Der gebürtige Warzenrieder Florian Zimmermann genießt das Leben in seinen extremen Zügen. Genau deshalb suchte er sich auch für diesen Sommer eine weitere Herausforderung, der er sich erstmals stellen wollte. Ein Trailrun auf der Zwölf-Tausender-Tour des Bayerischen Waldes mit dem Gipfelkreuz des Großen Arbers auf 1456 Meter als Ziel.
Für Wanderer eine durchaus schöne und abwechslungsreiche Wanderstrecke, die innerhalb eines oder mehrerer Tage zu absolvieren ist. Für Florian Zimmermann aber sollten alle zwölf Gipfel entlang dieser Route, die jeweils über 1000 Meter Meereshöhe liegen, innerhalb möglichst kurzer Zeit erlaufen werden. Als passionierter Läufer, insbesondere über die 3000 und 10000 Meter verfügt Zimmermann zwar über durchaus flinke Beine, einen Trailrun über Stock und Stein mit über 30 Kilometern und dazu noch 1500 Höhenmetern hatte aber auch er noch nicht absolviert.
Sehr früh klingelte für Florian Zimmermann der Wecker. Um 4.30 Uhr begab er sich auf den Weg zum Startpunkt seines Vorhabens nach Reitenberg in Bad Kötzting. Bereits auf den ersten Metern der ausersehenen Strecke musste Zimmermann feststellen, dass durch die beinahe sintflutartigen Regenfälle der vergangenen Nacht der gesamte Weg einem totalen Matschfeld glich. Statt der Sommersonne drängte sich dichter Nebel durch den Nadelwald, wodurch die Orientierung stark beeinträchtigt wurde – ein zusätzliches Hindernis für das Unterfangen des Athleten. Zimmermann bahnte sich tapfer oder vielmehr rutschend seinen Weg, sank immer wieder im Matsch ein und war bereits nach wenigen Minuten nass bis auf die Haut. Zudem hatte er mit immer wieder auftretenden starkem Gegenwind zu kämpfen. So war die für Zimmermann unbekannte Strecke trotz guter Beschilderung eine in allen Belangen hohe körperliche Belastung und mentale Herausforderung.
Auch die einzelnen erklommenen Gipfel entlohnten den Athleten in keinster Weise mit ihrer Aussicht. Erst auf den letzten sechs der 30 Kilometer besserte sich das Wetter etwas, so dass man ab Eck endlich den Großen Arber ins Visier nehmen konnte. Um Zeit, die Zimmermann für die Orientierungsfindung der Route sowie das Erklimmen der rutschigen Felsen verlorenging, gutzumachen, raste der Extremsportler mit einer Geschwindigkeit von 23 Kilometern pro Stunde den jeweils absolvierten Berg wieder hinunter. Dies hatte jedoch zur Folge, dass ihm nach 24 Kilometern die Oberschenkel sowohl bergauf wie auch bergab höllisch schmerzten, ist er doch kein Bergläufer.
Zimmermann hatte sein Lehrgeld bezahlt, das war klar. Er wusste nicht mehr, ob bergauf oder bergab schlimmer war, aber Aufgeben war für ihn noch nie eine Option – und das sollte es auch an diesem Tag nicht sein. Selbst. wenn er die letzten Meter auf allen Vieren kriechen müsste, wollte er sein Ziel erreichen. Die Erfahrung der letzten Herausforderungen, denen er sich gestellt hatten, ließen ihn wissen, dass er es schaffen konnte. Gestärkt mit dem Vertrauen darauf lief er deshalb die letzten Kilometer zum Arber, als hätte es die knapp 25 Kilometer vorher nie gegeben, und überholte dabei ganz nebenbei alle Mountainbiker sowie Wanderer, die sich mittlerweile auf der Wanderstrecke eingefunden hatten. Das Gipfelkreuz fest im Blick, setzte er nochmals zu einem letzten Bergsprint an und erreichte unter unterstützenden Zurufen zahlreicher Tagestouristen und vieler respektvoller Blicke den letzten Gipfel seiner Zwölf-Tausender-Tour.
Am Gipfelkreuz angekommen, sank der Athlet am Ende seiner Kräfte vor dem Kreuz nieder und rang nach Atem. Überglücklich, dass er sein persönliches Unterfangen mit knapp 3,5 Stunden Laufzeit auf über 30 Kilometer und 1500 Höhenmeter geschafft hatte, lief er vom Arbergipfel aus noch die vier Kilometer zur Talstation hinunter.
Die Zwölf-Tausender-Tour verlief von Reitenberg über Kreuzfelsen, Mittagsstein, Kötztinger Hütte,, Rauchröhren, Riedelstein zum Berggasthof Eck und dann weiter über Mühlriegel, Ödriegel, Waldwiesmarterl, Schwarzeck, Reischfleck, Berggasthof Schareben, Heugstatt und Kleiner Arber zum Gipfel des Großer Arbers.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung: https://www.mittelbayerische.de/sport/regional/cham-nachrichten/zwoelf-tausender-tour-zum-arbergipfel-21517-art2028272.html